Wirksam intervenieren - Suchtbelastete Lebensgemeinschaften stärken

Fachtgagung "Familien.Leben.Stärken. - Kinder und suchtbelastete Lebensgemeinschaften“ am 7. November 2018

Im Rahmen unserer Fachtagung am 7. November 2018 diskutierten Fachkräfte aus Jugend- und Suchthilfe, Kinderschutz und Sozialarbeit die maßgeblichen Belastungen, aber auch Schutzfaktoren für Kinder aus suchtbelasteten Lebensgemeinschaften.

Die beiden Einführungsvorträge zeigten die zahlreichen Belastungsfaktoren auf, die sowohl Eltern als auch Kinder in suchtbelasteten Lebensgemeinschaften zu bewältigen haben: Hoher Alltagsstress und unberechenbares instabiles Elternverhalten prägen oft die Lebenssituation der betroffenen Kinder. Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen schon im Kindes- und Jugendalter, aber auch lebensbegleitend, sind häufig die Folge.
Aber auch die Schutzfaktoren, die das Risiko für spätere psychische Störungen oder eigene Suchterkrankungen positiv beeinflussen wurden detailliert benannt, sowie die notwendigen Strukturen, die für bessere Entwicklungschancen und eine verbesserte Hilfe für die Kinder einerseits und die Eltern, Familien und Lebensgemeinschaften andererseits notwendig sind: Kooperation und (fallorientierte) Zusammenarbeit der Fachkräfte, Entsäulung der Hilfesysteme, interdisziplinär besetzte Runde Tische zum Austausch der Hilfesysteme, zur fallbezogenen Zusammenarbeit z.B. in den Hilfeplangesprächen bei den ASD und zum besseren Kennenlernen. Dafür sind personelle und zeitliche Ressourcen erforderlich.

Der fachliche Hintergrund: Hilfe, die Eltern erhalten, wirken sich unmittelbar auf die Situation des Kindes aus. Mit einem systemischen Blick können die Effekte für beide erfasst werden. Systematische Anamnese sowohl der Situation der Eltern als auch der Entwicklungstandes der Kinder und Arbeit im Tandem kennzeichnen daher die erforderlichen Qualitätskriterien.
Vieles kann durch präventive Interventionen auf den Weg gebracht werden, dennoch gibt es auch Situationen, an denen diese auf Grenzen stoßen. Kriterien für die Gewährleistung des Kindeswohls sind erforderlich und Hilfeangebote, die in diesen Situationen greifen.

Im Marktplatz Suchthilfe wurde an ausgewiesenen Beispielen vorgestellt, was dazu in den letzten 10 Jahren in der Suchthilfe in Hamburg schon geschehen ist. Diese Präsentationen stießen auf großes Interesse – wenn auch das Format knapp bemessen war. Dieser Faden könnte zukünftig wieder aufgegriffen und intensiviert werden. Immer im interdisziplinären Kontext, insbesondere in Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe – ASD und freie Träger, die die Hilfen zur Erziehung durchführen. Kindeswohl, Gefährdungskriterien und der Umgang damit sind die Themen, an denen sich gemeinsame Austausch- und Fortbildungsformate orientieren sollten.

Der Tagungsteil zum Thema Kooperation und Vernetzung am Nachmittag zeigte, dass die vorhandenen Grundlagen (Vereinbarungen) und Erfahrungen damit sehr unterschiedlich ausfallen:

Die Vereinbarungen sind nicht unbedingt bekannt, dennoch gibt es ja, z.T. auch unabhängig davon, eine wachsende Kooperationskultur, die von den Anwesenden als positiv und fachlich effektiv geschätzt wurde, jedoch im Alltag immer wieder an Grenzen stößt, in Bezug auf zeitliche, personelle Ressourcen und Effektivität der Treffen einerseits (z.B. bei hoher Fluktuation ) und der Kommunikation in den Einrichtungen (Verbindlichkeit) andererseits.
Der Wert einer schriftlichen Vereinbarung wurde durchgehend sehr geschätzt und gelobt, jedoch wurde auch darauf verwiesen, dass gelingende Kooperation zwischen Menschen stattfindet: Die persönlichen Kontakte spielen eine zentrale Rolle. Sie können auf der Grundlage schriftliche Vereinbarungen effektiver praktiziert werden.

Die Frage nach den notwendigen Impulsen wurde sehr einheitlich und konkret beantwortet:

  • Mehr Zusammenarbeit­ Vor allem zwischen ASD und Suchthilfe (s. Liste: z.B. regelhafte Suchtexpertise im ASD, jährliches Forum ASD und Suchthilfe, verpflichtend (AK KvsE), aber auch auf regionaler Ebene zwischen allen Akteuren und Akteurinnen, Einrichtungen und Institutionen.
  • Die Vereinbarungen sollten bekannter gemacht und neu interpretiert werden – im interdisziplinären Kontext (z.B. Zukunftswerkstatt)
  • Ressourcen dafür müssen unter die Lupe genommen werden – zumeist werden sie als nicht ausreichend, nicht verbindlich genug empfunden. Vorhandene Ressourcen könnten z.T. auch besser, effektiver, systematischer genutzt werden.

SUCHT.HAMBURG hat sich zur Aufgabe gesetzt, diesen Prozess in Hamburg zu befördern.

  • z.B. durch Förderung abgestimmter Maßnahmen rund um die suchtbelasteten Lebensgemeinschaften (lina, connect neu denken, AK KvsE)
  • Schutzfaktoren für die betroffenen Kinder identifizieren und fördern (Fortbildung, Programme, Kooperation mit den Einrichtungen in HH, AK KvsE)
  • Eltern stärken(Fortbildung, Programme, Kooperation mit den Einrichtungen in HH, AK KvsE)

Vorträge zum Download:

Prof. Dr. Michael Klein - Sucht und Familie - Verläufe, Prävention und Hilfen für betroffene Kinder

Margrit Stoll und Kai Rademann - Elternschaft und Sucht – (wie) passt das zusammen? Möglichkeiten und Grenzen der Hilfe

Dietrich Hellge-Antoni - Einführung in die Kooperationsvereinbarungen im Arbeitsfeld Familie und Sucht

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