Beratung, Hilfe und Information

In Hamburg haben mehr als 39 Prozent der Menschen eine Migrationsgeschichte. Das bedeutet, dass sie selbst oder ihre Eltern aus einem anderen Land nach Deutschland gekommen sind.1 Dazu gehören auch viele Geflüchtete, die vor Krieg, Gewalt oder Verfolgung geflohen sind. In der Hamburger Suchthilfe haben etwa ein Drittel der Klient*innen eine Migrationsgeschichte. Von diesen Klienten*innen sind knapp zwei Drittel (64 %) selbst nach Deutschland gekommen.2 Die Suchthilfe in Hamburg bietet Beratung, Hilfe und Informationen für alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, und unterstützt auch Geflüchtete bei ihren speziellen Herausforderungen.

Die ambulante Suchtberatung und Selbsthilfe bietet Unterstützung bei Suchtproblemen durch persönliche Beratung und Selbsthilfegruppen. In der Suchtbehandlung und -therapie erhalten Betroffene weitere Hilfen, um ihre Sucht zu bewältigen. Es besteht die Möglichkeit Sprachmittler*innen in der Beratung und Therapie3 einzusetzen, um Sprachbarrieren abzubauen. Geflüchtete erleben oft besondere Belastungen. Deshalb gibt es zum Beispiel Einrichtungen, die sich auf die Bereiche Traumatherapie und psychosoziale Beratung spezialisiert haben. Zudem gibt es Anlaufstellen, die die medizinische Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung sicherstellen. Beratungs- und Hilfsangebote helfen Menschen mit Migrationsgeschichte und Geflüchtete in verschiedenen Situationen. Zudem gibt es Informationen und Materialien für Fachkräfte und Hilfesuchende.

Ambulante Suchtberatung und Selbsthilfe

Jeder Mensch kann eine kostenlose und anonyme Beratung erhalten. Beratungen in anderen Sprachen als deutsch oder mit Sprachmittlung sind derzeit in bestimmten Hamburger Suchtberatungsstellen möglich:

  • Eine Übersicht über die ambulanten Beratungsstellen der Suchthilfe in Hamburg finden Sie zum Beispiel im ↗ Rauschbarometer.
  • Eine Übersicht zu Suchtberatungsstellen mit muttersprachlichen Beratungsangeboten finden Sie ↗ hier.
  • Eine Übersicht zu muttersprachlichen Selbsthilfegruppen finden Sie ↗ hier.

Suchtbehandlung und -therapie

Im Fachportal ↗ Kursbuch Sucht gibt es eine Übersicht über alle Angebote der Suchthilfe in Hamburg. Dazu gehören unter anderem ambulante Suchtberatung, medizinische Behandlung und Suchtrehabilitation. Im Kursbuch Sucht kann man nach bestimmten Sprachen suchen und passende Angebote finden. Weitere Informationen zum Suchthilfesystem finden Sie hier.

Die medizinische Versorgung von Geflüchteten in Hamburg unterliegt bestimmten Regelungen, die im Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) festgelegt sind. Diese Regelungen beeinflussen maßgeblich, welche medizinischen Leistungen Geflüchtete in Hamburg erhalten können und wie sich ihr Aufenthaltsstatus auf diese Leistungen auswirkt. Die wesentlichen Punkte dazu sind:

Medizinische Versorgung nach AsylbLG:
Geflüchtete, die unter das Asylbewerberleistungsgesetz fallen, erhalten zunächst nur eingeschränkte medizinische Leistungen. Diese Leistungen decken akute Erkrankungen, Schmerzzustände, Schwangerschaft und Geburt ab. Eine Entgiftung ist möglich, allerdings werden umfangreichere Behandlungen wie Suchtrehabilitation im Einzelfall entschieden.

Neuregelung des § 2 Abs. 1 AsylbLG (Februar 2024):
Die Wartezeit, nach der Geflüchtete Leistungen entsprechend der gesetzlichen Krankenversicherung erhalten können, wurde von 18 auf 36 Monate verlängert. Erst nach Ablauf dieser 36 Monate erhalten Geflüchtete Zugang zu umfassenderer medizinischer Versorgung, die der gesetzlichen Krankenversicherung entspricht.

Aufenthaltsstatus und Gesundheitsleistungen:
Aufenthaltsgestattung: Während des laufenden Asylverfahrens erhalten Asylsuchende Leistungen nach dem AsylbLG.
Aufenthaltstitel: Personen mit einem Aufenthaltstitel, wie Flüchtlingsanerkennung oder Visum, erhalten Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung.
Duldung: Personen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, die aber nicht abgeschoben werden können, haben für die ersten 36 Monate Anspruch auf die eingeschränkten Leistungen nach dem AsylbLG.
Abschiebungsschutz: Wenn die Gesundheit im Heimatland ernsthaft gefährdet wäre, kann eine Abschiebung verhindert werden.4
Besonders schutzbedürftige Flüchtlinge: Dazu gehören u. a. auch chronisch Kranke. Die ↗ Clearingstelle für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge unterstützt diese Asylbewerber*innen dabei, eine verbesserte materielle und medizinische Versorgung zu erhalten.

Geflüchtete und Migrant*innen ohne legalen Aufenthaltsstatus:
Geflüchtete und Migrant*innen ohne legalen Aufenthaltsstatus haben oft keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung über Krankenkassen oder das Sozialamt. Deshalb sind sie auf ehrenamtliche oder karitative Hilfe angewiesen (siehe weitere medizinische Versorgung). In Hamburg gibt es außerdem die sogenannte ↗ Clearingstelle zur medizinischen Versorgung von Ausländer*innen. Sie unterstützt Menschen ohne Aufenthaltsstatus und EU-Bürger*innen ohne Krankenversicherung, die in Hamburg leben, dabei, Zugang zu medizinischer Hilfe zu erhalten.

Sonderregelungen für Geflüchtete aus der Ukraine:
Für Geflüchtete aus der Ukraine gelten besondere Regelungen. Weitere Informationen dazu finden sich auf dem Hilfeportal ↗ Germany4Ukraine.

Einsatz von Sprachmittlung in der Beratung

Wenn die Sprachkenntnisse der Migrant*innen und Geflüchteten noch nicht ausreichen, helfen Sprachmittler*innen dabei, Gespräche erfolgreich zu führen. So können die betroffenen Personen die Beratungs- und Versorgungsangebote vollständig nutzen, auch wenn sie noch Sprachbarrieren haben.

Die folgenden Beispiele und Materialien helfen Fachkräften, eine Beratung gemeinsam mit einer dritten Person, also der Sprachmittler*in, durchzuführen. Sie zeigen unter anderem, wie alle zusammenarbeiten können, um das Beratungsgespräch erfolgreich zu gestalten:

  • Sprachmittlung in der Migrations- und Flüchtlingsberatung: Eine Arbeitshilfe für Fachkräfte der Migrationssozialarbeit, Berlin 06/ 2020, Hrsg. Der Paritätische Gesamtverband: Diese Arbeitshilfe erklärt, wie Fachkräfte in der Migrations- und Flüchtlingsberatung besser mit Sprachmittlerinnen arbeiten können. Sie zeigt, wie sich das Beratungsgespräch verändert, wenn eine Person übersetzt. Das Ziel ist, Fachkräfte zu unterstützen, sicherer und bewusster mit Sprachmittler*innen umzugehen. Download
  • Kundengespräche mit Dolmetscherinnen und Dolmetschern - Herausfordernd und gestaltbar, Hamburg 12/2015, Hrsg. basis & woge e.V.: Die Broschüre bietet Berater*innen konkrete Gesprächsstrategien für eine effiziente Kommunikation, insbesondere für die Gestaltung von Beratungsgesrpächen mit Dolmetscherinnen. Download
  • Glossar mit Fachbegriffen: Sie ist eine Liste mit wichtigen Begriffen, die in der Suchthilfe verwendet werden. Dieses Glossar kann den Dolmetscher*innen helfen, sich gut auf das Beratungsgespräch vorzubereiten. Download
  • Kontaktliste der Sprachmittler*innenprojekte in Hamburg: Hier gibt es eine Liste von Projekten und Organisationen in Hamburg, die Sprachmittler*innen bereitstellen. Download

Traumatherapie und psychosoziale Beratung

Geflüchtete erleben oft besondere Belastungen. Deshalb gibt es Einrichtungen, die sich auf Trauma und psychosoziale Beratung spezialisiert haben. Hier sind wichtige Anlaufstellen in Hamburg:

  • ↗ Centra | Traumazentrum Flucht- und Migration
  • ↗ Ankerland | Therapiezentrum für traumatisierte Kinder und Jugendliche
  • ↗ Flüchtlingsambulanz | Behandlungszentrum für traumatisierte Kinder, Jugendliche und junge volljährige Erwachsene am UKE
  • ↗ Gesundheitszentrum | St. Pauli
  • ↗ haveno | Therapie für traumatisierte Flüchtlinge
  • ↗ Lichtpunkt | Traumatherapie- und Psychosoziales Zentrum für Geflüchtete
  • ↗ SEGEMI | kostenlose psychosoziale Beratung für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung
  • ↗ Dopamin e. V. | psychosoziale Beratung für Geflüchtete
  • ↗ PSB Flucht | Psychosoziale Beratung für Flüchtlinge

Medizinische Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung

In Hamburg können Menschen ohne festen Wohnsitz, ohne Krankenversicherung und ohne Aufenthaltspapiere bei verschiedenen Stellen medizinische Hilfe bekommen. Hier sind einige dieser Anlaufstellen:

Beratungs- und Hilfsangebote

Hier sind eine Auswahl an Beratungs- und Hilfsangeboten, die Geflüchteten und Migrant*innen in weiteren verschiedenen Situationen helfen:

Informationen und Materialien

Nähere Informationen und Materialien zum Thema Migration und Sucht finden Sie unter anderem hier:

  • Migration - Sucht – Transkulturalität, Hamburg 05/2017, 2. Auflage, Hrsg. SUCHT.HAMBURG: Die Broschüre diskutiert Begrifflichkeiten, liefert Hintergrundinformationen und enthält Handlungsempfehlungen für Fachkräfte. Download und Bestellung in unserem Shop.
  • Hilfen für Geflüchtete Menschen mit Suchtproblemen: Unter  sucht-und-flucht.de finden Sie informative Materialien in verschiedenen Sprachen, psychometrische Instrumente, Fachpublikationen, Forschungsberichte und mehr.
  • Relevante Informationen für die Beratungs- und Entscheidungspraxis finden Sie auf der Seite des Informationsverbund Asyl & Migration unter asyl.net.
  • Mehrsprachiges Material von SUCHT.HAMBURG finden Sie hier.
  • Materialien der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) zum Thema Migration und Sucht finden Sie hier.
  • Materialien der DHS in leichter Sprache finden Sie  hier.

 

1Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (Hrsg.): Bevölkerung mit Migrationshintergrund in den Hamburger Stadtteilen 2022 - Auswertung auf Basis des Melderegisters, Hamburg, 2023. 2BADO e. V. (Hrsg.): Statusbericht 2022 der Hamburger Basisdatendokumentation in der ambulanten Suchthilfe und der Eingliederungshilfe. Hamburg, 2023. 3Einrichtungen der Suchthilfe, die Sprachmittlung anbieten, tragen die Kosten aktuell selber. 4 Verbraucherzentrale (Hrsg.): Welche Gesundheitsleistungen stehen Asylsuchenden zu? https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/aerzte-und-kliniken/welche-gesundheitsleistungen-stehen-asylsuchenden-zu-12312, Stand: 19.03.2024, aufgerufen am 20.09.2024.

Kontakt

SUCHT.HAMBURG
Information.Prävention.
Hilfe.Netzwerk.

Repsoldstr. 4
20097 Hamburg
Fon: 040 284 99 18-0
service@sucht-hamburg.de
www.sucht-hamburg.de

Ansprechpartnerin

Christiane Lieb
(Geschäftsführerin)