Mittelpunkt - Ausgabe März 2024

Liebe*r Leser*in,

nun ist es also so weit, das Cannabisgesetz hat den Bundesrat passiert und ab 1. April wird der private Eigenanbau von bis zu drei Cannabis-Pflanzen zum Eigenkonsum sowie der gemeinschaftliche, nicht-gewerbliche Eigenanbau zum Eigenkonsum in Anbauvereinigungen für Erwachsene in Deutschland erlaubt sein.

Wenngleich die vorgesehene Regulierung von Cannabis aus unserer Sicht an einigen Stellen sicherlich nicht ideal ist, ist der Schritt der Entkriminalisierung und Regulierung von Cannabis grundsätzlich richtig. Ziel der Veränderungen muss sein, die aktuelle Situation der Konsumierenden zu verbessern und Gefährdungspotentiale zu minimieren.

Mangelhaft geregelt ist allerdings – trotz Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Dr. Lauterbach, die Mittel für die Suchtprävention aufzustocken – der Ausbau suchtpräventiver Angebote in den Bundesländern bzw. Kommunen. Der Bund plant bislang, die steigende Nachfrage nach suchtpräventiven Maßnahmen auf regionaler Ebene durch das Gießkannenprinzip zu decken, indem zum Beispiel Kampagnen durchgeführt werden. Diese Art der Suchtprävention hat sich jedoch als unwirksam erwiesen. Stattdessen sollte ihre regionale Schnittstellenfunktion gefördert und unterstützt werden, um sicherzustellen, dass die Angebote der Suchtprävention dort ankommen, wo sie ihre Wirkung entfalten können, nämlich in den Lebenswelten. Dafür setzen wir uns ein.

Nun wünsche ich Ihnen anregende Lektüre unserer 29. Ausgabe von Mittelpunkt und einen guten Start in den Frühling!

Christiane Lieb

Geschäftsführerin SUCHT.HAMBURG

„Der Mediencoach“ – neues projekt zur Medienkompetenzförderung von sucht.hamburg und der techniker krankenkasse landesvertretung hamburg

Die digitale Entwicklung unserer Gesellschaft schreitet rasch voran und stellt uns täglich vor neue Herausforderungen. Im gefühlten Minutentakt entstehen neue Technologien und digitale Möglichkeiten, die selbst erfahrene Expert*innen herausfordern. Als Fachkräfte fragen wir uns oft, wie wir hier noch mithalten können und woran wir uns orientieren sollen. Genau hier setzt unser neues Projekt "Der Mediencoach" an, dass in Zusammenarbeit mit der Landesvertretung Hamburg der Techniker Krankenkasse ins Leben gerufen wurde und an unsere erfolgreiche Zusammenarbeit des Projektes Netz mit Webfehlern anknüpft.

Der Mediencoach soll zukünftig ein umfassendes Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene, Eltern und pädagogische Fachkräfte zur Förderung eines ausgewogenen und gesundheitsbewussten Umgangs mit digitalen Medien vorhalten. Ziel ist es, ein breites Angebot zu entwickeln, das aus Online-Selbstlerntools, Veranstaltungen in Präsenz und digital sowie Weiterbildungen für pädagogische Fachkräfte besteht.

Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Bereich Gaming und eSports: Gamer*innen für eine gesundheitsbewusste Mediennutzung zu sensibilisieren ist eines der Ziele des Mediencoaches. Hierzu sollen eSports Trainer*innen unter anderem mit Hilfe der Etablierung ein lokales Netzwerks in Hamburg in ihrer Ausbildung unterstützt werden, um so die Medienkompetenz- und Gesundheitsförderung ihrer Spieler*innen gezielt zu fördern.

Für Eltern und Erziehungsberechtige wird der Mediencoach praktische Tipps und Online-Ressourcen zur Begleitung der Mediennutzung ihrer Kinder anbieten, die bequem und ohne zeitlichen Druck von zuhause aus nutzbar sind. Darüber hinaus werden Fachkräfte und Multiplikator*innen mit Hilfe eines Train-the-Trainer-Ansatzes nachhaltig in Sachen Medienkompetenz qualifiziert. Wir werden Sie an dieser Stelle regelmäßig über die neuen Entwicklungen in unserem Projekt informieren.

 

SUCHT.HAMBURG ÜBERNIMMT die Landeskoordinierung von HALT IN hamburg

Hart am Limit, kurz HaLT, ist ein bundesweit angelegtes Projekt mit dem wesentlichen Ziel, Jugendliche unmittelbar nach exzessivem Alkoholkonsum für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkoholkonsum zu sensibilisieren. Neben diesem – auf erfolgten Konsum reagierenden – Ansatz wurde in Hamburg im Jahr 2023 ein weiterer HaLT-Baustein implementiert: „HaLT-proaktiv“. Mit Beginn von Förderphase III übernimmt SUCHT.HAMBURG als ein neuer HaLT-Standort Aufgaben der Alkoholprävention gemäß der HaLT-Rahmenkonzeption. Im Weiteren wird die landesweite Koordinierung der proaktiven Maßnahmen von HaLT seit Januar 2024 bis zunächst Ende 2026 von uns übernommen. Zu den zentralen Angeboten von HaLT-proaktiv zählen beispielsweise Präventionsmaßnahmen für Eltern, wie Elternabende und Elternkurse oder die Prävention von „FASD – Kein Alkohol in der Schwangerschaft". Ebenso gibt es Präventionsmaßnahmen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wie etwa die „Tom & Lisa“-Workshops.

Neben der Qualifizierung für die anstehenden Aufgaben gilt es zunächst die Netzwerkarbeit in Sachen Alkoholprävention zu vertiefen, um zukünftige Präventionsveranstaltungen und -aktionen zu planen. HaLT wurde dazu unter anderem als fester Bestandteil in unserem AK Sucht.Jugend etabliert. Im Rahmen von Netzwerktreffen werden mit den weiteren in Hamburg aktiven HaLT-Standorten sowie in enger Absprache mit der Sozialbehörde Ideen und nächste Schritte für die konkrete Realisierung von HaLT-Maßnahmen vereinbart.

Aktuelle Informationen und Ansprechpartner*innen zu HaLT in Hamburg finden Sie auf unserer Webseite.

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GLÜCKSSPIELSURVEY 2023 VERÖFFENTLICHT

Vor Kurzem wurden vom Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) und der Universität Bremen (Arbeitseinheit Glücksspielforschung) die aktuellen Ergebnisse ihrer Untersuchung „Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung“ veröffentlicht, kurz Glücksspielsurvey. Zuletzt war die Studie im Jahr 2021 durchgeführt worden – in jenem Jahr also, in dem der aktuelle Glücksspielstaatsvertrag in Kraft getreten ist. Inwiefern die in dem Gesetz enthaltenen Neuerungen sich auf den Umgang mit Glücksspielen hierzulande auswirken, konnte aufgrund der zeitlichen Überschneidung im Jahr 2021 noch nicht erhoben werden. Auch deshalb wurde die aktuelle Studie mit Spannung erwartet: Haben sich Veränderungen im Spielverhalten ergeben, die auf veränderte Rahmenbedingungen durch den Glücksspielstaatsvertrag zurückgeführt werden können? Steigt zum Beispiel die Beteiligung an Sportwetten, weil es nun seit einiger Zeit ein legales Angebot in diesem Glücksspiel-Segment gibt? Gibt es eine „Wander-Bewegung“ von Offline- zu Online-Angeboten?

Nach wie vor sind Glücksspiele für einen Großteil der Bevölkerung in Deutschland kein Thema. Knapp 37 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen haben sich im vergangenen Jahr (mindestens einmal) an einem Glücksspiel beteiligt, alle anderen (63 Prozent) demnach nicht. Männer spielen mehr und häufiger als Frauen und entwickeln außerdem öfter einen pathologischen Umgang mit Glücksspielen.

Knapp sieben Prozent der Bevölkerung haben in den vergangenen 12 Monaten an einem Glücksspiel teilgenommen, das als riskant gilt. Hierzu zählen unter anderem Automatenspiele, Sportwetten oder die Lotterie Keno. Unter den Spielenden, die sich an einem oder sogar mehreren dieser riskanten Glücksspiele beteiligen, sind besonders viele Menschen mit einem problematischen Spielverhalten zu finden.

Insgesamt ist der Umgang mit Glücksspielen in Deutschland stabil geblieben. Größere Verschiebungen, etwa infolge der Neuerungen im aktuellen Glücksspielstaatsvertrag, konnten bisher noch nicht beobachtet werden. Auch der Anteil der Menschen mit einer „glücksspielbezogenen Störung“ ist gleichgeblieben (2,4 Prozent im Jahr 2023 gegenüber 2,3 Prozent im Jahr 2021). Den vollständigen Bericht können Sie hier www.isd-hamburg.de/wp-content/uploads/2024/03/Gluecksspielsurvey_2023.pdf herunterladen.

Quelle: Buth, S.; Meyer, G.; Rosenkranz, M.; Kalke, J. (2024): Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung – Ergebnisse des Glücksspiel-Survey 2023. Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), Hamburg.

Weitere Neuigkeiten und Materialien

Modellphase von Digi Sucht beendet und in Regelbetrieb überführt

Im Oktober 2022 startete DigiSucht unter www.suchtberatung.digital im Modellbetrieb (wir berichteten) und konnte Ende des Jahres 2023 erfolgreich in den Regelbetrieb überführt werden. Während des Modellbetriebs konnten deutlich mehr Beratungsstellen an die Plattform angeschlossen als ursprünglich geplant: Nachdem im Herbst 2022 etwa 80 Berater*innen aus rund 40 Suchtberatungsstellen im Rahmen des DigiSucht Projektes in der Nutzung der Plattform geschult wurden, arbeiteten Ende 2023 rund 500 Berater*innen aus ca. 250 Beratungsstellen mit der digitalen Suchtberatungsplattform. Nach aktuellem Stand soll die bundesweite Plattform in den kommenden Jahren gemeinschaftlich von den Bundesländern finanziert und weitergeführt werden. Quelle: delphi GmbH www.delphi.de

Bundesmodellprojekt RaFT weist synthetische Opioide als gefährliche Beimengung in Heroin nach

Die Deutsche Aidshilfe (DAH) hat im Februar die Ergebnisse ihres bundesweiten Modellprojektes RaFT (Rapid Fentanyl Tests) veröffentlicht, in dessen Rahmen in 17 Drogenkonsumräumen bundesweit Schnelltests auf Fentanyl angeboten wurden. Insgesamt wurden 1401 Heroin-Proben getestet, davon fand sich in 3,6 Prozent der Fälle auch Fentanyl beigemischt. Die DAH fordert nun unter anderem eine Etablierung von Drogenschnelltests und Drug Checking, da nichts darüber bekannt ist, wie hoch der Anteil von Fentanyl in positiven Proben ist, um Todesfälle aufgrund von Überdosierungen zu verhindern. Den Ergebnisbericht und weitere Informationen finden sich hier.

Veröffentlichungen von SUCHT.HAMBURG:

ZEITUNG für Suchtprävention

Im Januar ist die 59. Ausgabe unserer ZEITUNG für Suchtprävention erschienen. Themen sind Lebensweltbezogene Programme zur Suchtprävention, Jubiläum des Projektes connect, Bericht von der Tagung "Cannabiskonsum in der Adoleszenz und die Beratungsstelle „Kalle" im Fokus. Die ZEITUNG kann in unserem Shop unter www.sucht-hamburg.de/shop heruntergeladen oder bestellt werden.

Übersicht zur muttersprachigen Beratung im Suchthilfesystem

Jährlich im März werden die Informationen für Fachkräfte des Suchtkrankenhilfesystems in Hamburg über die „Angebote in Fremd- und Muttersprachen der Suchtprävention und Suchthilfe Hamburg“ sowie über die „Muttersprachige Selbsthilfegruppen in Hamburg“ aktualisiert. Diese Informationen richten sich vor allem an Fachpersonen (Suchtberater*innen, Sozialarbeiter*innen usw.) für die direkte und schnelle Vernetzung und Kooperation im Einzelfall. Hierfür bietet das Hamburger Suchthilfesystem eine Vielfalt an (Mutter-) Sprachen und die deutsche Gebärdensprache an. Die Informationen können unter www.sucht-hamburg.de/information/publikationen heruntergeladen werden.

Download Dot.sys Jahresbericht mit ausgewählten Ergebnissen der in Hamburg dokumentierten suchtpräventiven Maßnahmen des Jahres 2023.

Download Entwicklung der Alkoholvergiftungen in Deutschland 2003 bis 2022.

 

Ausgewählte Fortbildungsangebote in Hamburg

Essstörungen – Einführung und Bedeutung für Jugend- und Suchtberatung am 23. April Mehr Informationen und Anmeldung

Trauma und Sucht – Bedeutsamkeit für Kinder und Jugendliche alkoholabhängiger Eltern am 24. April Mehr Informationen und Anmeldung

TOM & LISA - Schulung 2024 zu Moderator*innen für PTFs sowie Lehrkräfte in Hamburg am 26. April Mehr Informationen und Anmeldung

Grundlagen der Suchtprävention I – Basisseminar am 16. Mai Mehr Informationen und Anmeldung

Heikle Themen ansprechen – Veränderung ermöglichen Kita-MOVE – Motivierende Kurzintervention im Elterngespräch am 5., 6. und 19. Juni Mehr Informationen und Anmeldung 

Konsum 3.0 – Images von Alkohol und illegalen Drogen am 9. Juli Mehr Informationen und Anmeldung

Viele weitere aktuelle Fortbildungsangebote in Hamburg finden Sie auf unserer Fortbildungswiese

 

Termine

Fachtag des SuchtPräventionsZentrums „Body, Beauty, Challenge! Wie beeinflussen Social Media und Gewichtsdiskriminierung Körperbilder und Schönheitsideale von Kindern und Jugendlichen?“ am 16. April 2024 Mehr Informationen

Lina-Jahrestreffen 2024 – Stationäre Therapie für suchtkranke Eltern mit ihren Kindern von SUCHT.HAMBURG am 17. April in Hamburg Mehr Informationen

Sucht-Selbsthilfekonferenz der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. vom 19. bis 21. April 2024 in Berlin Mehr Informationen

45. fdr+sucht+kongress „Generation Zukunft – Jugend, Krisen, Kompetenzen“ am 23. und 24. April 2024 in Berlin Mehr Informationen

Sucht oder Psychische Erkrankung? Wie aus Schnittstellen Nahtstellen werden können am 24. April in Hamburg Mehr Informationen

28. Suchttherapietage in Hamburg „Sucht – Selbsthilfe, Fremdhilfe, Hilfe mit System“ vom 21. bis 24. Mai 2024 Mehr Informationen

9. bundesweite Aktionswoche Alkohol vom 8. bis 16. Juni 2024 Mehr Informationen

Save the Date: Deutscher Suchtkongress 2024 – Forschung, Prävention und Hilfen gemeinsam gestalten vom 23. bis 25. September in Köln Mehr Informationen

Gremien von SUCHT.HAMBURG

FASD-Netzwerktreffen 3. April

AK Vielfalt 11. April

AK Kinder von suchtbelasteten Eltern 15. April

AK Sucht.Jugend 17. April

AK Enter 30. Mai

Die Termine unserer Gremien finden Sie stets aktuell auch unter www.sucht-hamburg.de/information/termine

Kontakt

SUCHT.HAMBURG
Information.Prävention.
Hilfe.Netzwerk.

Repsoldstr. 4
20097 Hamburg
Fon: 040 284 99 18-0
service@sucht-hamburg.de
www.sucht-hamburg.de

Ansprechpartnerin

Christiane Lieb
(Geschäftsführerin)