Mittelpunkt - Newsletterausgabe September 2022

Liebe*r Leser*in,

vor zwei Wochen wurden die Ergebnisse unserer aktuellen Schüler*innen- und Lehrkräftebefragung zum Umgang mit Suchtmitteln 2021 in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Hamburger Gesundheitssenatorin Dr. Melanie Leonhard vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass der Substanzkonsum unter Hamburger wie auch Bremer Schüler*innen seit der letzten Befragungen insgesamt zurückgegangen ist. Angestiegen ist jedoch der Anteil der Jugendlichen, die einen problematischen Substanzgebrauch aufweisen. D.h. im Bereich der selektiven Suchtprävention, die sich an Risikogruppen wie etwa konsumierende Jugendliche richtet, konnten die bisherigen Maßnahmen offenbar noch nicht grundlegend zu einer Umkehrung des Trends der letzten Jahre beitragen.

Weiterhin stark im Trend liegen bei Jugendlichen ebenfalls Probleme im Zusammenhang mit Internetbezogenen Störungen. Fast jede*r fünfte Jugendliche weist einen problematischen Umgang mit dem Internet bzw. Computerspielen auf. Diese Entwicklung ist durch die Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in den letzten beiden Jahren offenbar noch forciert worden.

Internetbezogene Störungen bei Jugendlichen, aber vor allem auch Erwachsenen werden das Thema unserer Jahrestagung am 16. November sein, zu der wir Sie herzlich einladen. Ausführliche Informationen dazu wie auch viele weitere Informationen aus dem Suchthilfesystem, Projekten, Materialien und Veranstaltungshinweise in Hamburg und darüber hinaus finden Sie in dieser Newsletterausgabe. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Mit freundlichem Gruß

Christiane Lieb

Geschäftsführerin SUCHT.HAMBURG

SCHULBUS-Studie 2021/22: Jugendlicher Suchtmittelkonsum in Pandemie-Zeiten geht zurück, doch Verhaltenssüchte nehmen zu.

Die Verbreitung des Konsums von Alkohol, Tabak und Cannabisprodukten unter Jugendlichen ist weiterhin rückläufig. Das gilt trotz der schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie, die auch und vor allem für die jüngere Generation eine besondere Belastung war. Das geht aus den Ergebnissen unserer aktuellen Schüler*innen- und Lehrkräftebefragung zum Umgang mit Suchtmitteln – SCHULBUS hervor, die 2021 in den beiden Hansestädten Hamburg und Bremen repräsentativ durchgeführt wurden.

Zwar sind auf der einen Seite weniger Jugendliche als in den Vorjahren in den Gebrauch von Suchtmitteln eingestiegen. Doch kam es auf der anderen Seite bei den Jugendlichen mit bereits etablierten Konsummustern in dieser Zeit zum Teil zu einer Intensivierung ihres bisherigen Gebrauchs.

Im Vergleich zu den vorherigen Erhebungen nochmals stark zugenommen haben die Zahlen zur Entwicklung der freizeitorientierten Internetnutzung: Der Anteil der 14- bis 17-Jährigen, die gemäß der Compulsive Internet Use Scale (CIUS) ein entsprechend problematisches Nutzungsverhalten aufweisen, ist auf rund 20% angestiegen. Und auch in Bezug auf die selbstkritische Körperwahrnehmung geben die Untersuchungsergebnisse durchaus Anlass, dieses Thema verstärkt in den Blick zu nehmen: Gut zwei Fünftel der Befragten klagen über regelmäßige Stimmungsschwankungen wegen des eigenen Körpergewichts und gut ein Drittel der Studienteilnehmer*innen schaut auf mindestens eine Diät in den vergangenen 12 Monaten zurück.

In der aktuellen Studie wurde auch den besonderen Umständen der Corona-Pandemie bzw. den Regelungen zu ihrer Bekämpfung durch einige zusätzliche Fragen entsprechend Rechnung getragen. Erwartungsgemäß haben die seinerzeit geltenden Kontaktbeschränkungen, der ungewöhnlich hohe Unterrichtsausfall und die bis dahin kaum erprobten Ansätze des Homeschoolings zu enormen Belastungen bei den betroffenen Schüler*innen geführt.

Für die SCHULBUS-Studie 2021 wurden nicht nur rund 4.000 Schüler*innen, sondern auch mehr als 300 Lehrkräfte sowie erstmals auch gut 500 Eltern von Kindern im Alter von 14 bis 17 Jahren in Hamburg und Bremen befragt. Gleicht man deren Einschätzungen zur Verbreitung des jugendlichen Suchtmittelgebrauchs mit den empirisch ermittelten Prävalenzzahlen ab, dann zeigt sich, dass die Lehrerkräfte das Ausmaß des suchtgefährdenden Verhaltens unter ihren Schüler*innen quantitativ eher überschätzen, während die Eltern häufig dazu neigen, die tatsächlich vorliegenden Suchtmittelkonsumerfahrungen ihrer Kinder systematisch zu unterschätzen. Die ausführlichen Ergebnisse können Sie im SCHULBUS-Abschlussbericht unter www.sucht-hamburg.de/information/publikationen nachlesen.

Jahrestagung ENTER. CONTROL. EXIT. – Internetbezogene Störungen in der Diskussion am 16. November

Am 16. November findet unsere Jahrestagung mit dem Schwerpunkt Internetbezogene Störungen statt, zu der wir Sie herzlich einladen. Nicht zuletzt die Ergebnisse unserer aktuellen SCHULBUS-Studie 2021 zeigen, dass etwa jede*r fünfte Jugendliche einen problematischen Umgang mit dem Internet hat. Internetbezogene Störungen haben verschiedene Facetten: neben einer exzessiven Nutzung von Computerspielen zählen auch der erhöhte Konsum von Social Media und die zwanghafte Nutzung von Online-Pornographie dazu.

Vielfältig sind auch die suchtfördernden Mechanismen von digitalen Medien. Glücksspielähnliche Elemente in Computerspielen weichen die Grenze zwischen Gaming und Gambling zunehmend auf, Trends in Social Media sind ebenfalls schnelllebig und dynamisch. Diese Entwicklungen stellen die Suchtprävention und –hilfe immer wieder vor neue Herausforderungen.

Dem wird vier Fachvorträgen und zwei Workshopsessions mit insgesamt acht Workshops Rechnung getragen, die Einblicke in die stationäre Behandlung bei Computerspielsucht oder zu Überschneidungen der Bereich Gaming und Gambling geben. Im weiteren können Best-practice-Beispiele zur Suchtprävention und –hilfe bei internetbezogenen Störungen kennengelernt werden und die Teilnehmenden sich selbst aktiv in kreativen Nutzungsmöglichkeiten von Games ausprobieren.

Als Referent*innen konnten unter anderem Prof. Dr. Hans-Jürgen Rumpf, Prof. Dr. Florian Rehbein, Dr. Bernd Sobottka, Dr. Michael Dreier, Bettina Moll, Julia Günster, Steffi Görris, Benjamin Heinemann und Dietrich Riesen gewonnen werden. Das ausführliche Programm können Sie direkt hier herunterladen.

Die Tagung findet in Präsenz statt. Es gelten die zum Tagungszeitpunkt gültigen Corona-Schutz- und Hygienevorschriften. Sollte es die aktuelle Situation erfordern, findet die Tagung online via Zoom statt. Die Teilnahmegebühr wird in diesem Fall nach Möglichkeit angepasst. Die Teilnehmendenzahl ist begrenzt. Sie können sich bis zum 31. Oktober 2022 unter https://www.suchtpraevention-fortbildung.de/veranstaltung/1004 anmelden.

Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurvey 2021

Vor kurzem wurden vom Institut für Therapieforschung (IFT) die Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA) 2021 vorgelegt. Mit dem ESA werden bundesweit alle drei Jahre die Prävalenzwerte des Konsums von Tabak, Alkohol, illegalen Drogen und psychoaktiven Medikamenten sowie des problematischen Konsums dieser Substanzen repräsentativ erhoben.

Die Ergebnisse zeigen, Volksdroge Nr. 1 in Deutschland bleibt der Alkohol: 70,5 % der Befragten geben an, dass sie in den letzten 30-Tagen Alkohol konsumiert haben. 17,6 % weisen sogar einen problematischen Alkoholkonsum auf. Konventionelle Tabakprodukte werden von 22,7 % konsumiert, während 4,3 % angeben, E-Zigaretten und 1,3 % Tabakerhitzer zu gebrauchen.

Im Fokus der illegalen Drogen (12-Monats-Prävalenz) steht vor dem Hintergrund der Legalisierungsdebatte insbesondere der Konsum von Cannabis, das von 8,8 % der Studienteilnehmer*innen konsumiert wird, 2,5% weisen einen problematischen Cannabisgebrauch auf. Andere illegale Drogen werden deutlich seltener konsumiert, Kokain/Crack von 1,6 % und Amphetamin von 1,4 % der Befragten.

Unter Medikamenten werden Nichtopioid-Analgetika von 47,4% der Befragten am häufigsten eingenommen (12-Monats-Prävalenz). Ein problematischer Gebrauch psychoaktiver Medikamente liegt bei 5,7 % vor.

Quelle und ausführlichere Informationen https://www.esa-survey.de/publikationen/fachliteratur/fachliteratur-detailansicht/lm/konsum-psychoaktiver-substanzen-in-deutschland-ergebnisse-des-epidemiologischen-suchtsurvey-2021.html

Weitere Neuigkeiten und Materialien

Neue Infocard anlässlich des Aktionstags Glücksspielsucht 2022

Mit Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags im vergangenen Jahr haben sich die Möglichkeiten von Spielsperren erweitert. Spieler*innen haben die Möglichkeit, sich bundesweit für die meisten Glücksspielangebote sperren zu lassen. Dafür ist das zentrale Sperrsystem OASIS eingerichtet worden, an das in Deutschland zugelassene Glücksspielangebote angeschlossen sind, darunter Automatenspiele, Spiele in Spielbanken, Sportwetten oder Lotterien, die häufiger als zweimal pro Woche veranstaltet werden. Auch Familienangehörige oder andere Menschen können eine Sperre beantragen. In diesen Fällen spricht man von einer Fremdsperre.

Viele betroffene Spieler*innen und auch deren Angehörigen kennen ihre Rechte häufig nicht und wissen zu wenig über die Möglichkeiten einer (befristeten oder unbefristeten) Sperre Bescheid. Daher hat SUCHT.HAMBURG gemeinsam mit der Hamburger Sozialbehörde den diesjährigen Aktionstag Glücksspielsucht am 28. September zum Anlass genommen, um verstärkt über den Spielerschutz und dabei ganz besonders auf das Thema Selbst- und Fremdsperre aufmerksam zu machen. Dafür wurde eine neue Postkarte mit dem Slogan „Mir reicht’s. Ich lasse mich sperren“ entwickelt, die über einen QR-Code zum Informationsangebot der Kampagne „Automatisch Verloren“ verlinkt. Unser neues Info-Angebot zum Thema Spielsperren finden Sie hier

25 Jahre Tabakprävention mit „Be Smart – Don’t Start“

Das Programm zur Förderung des Nichtrauchens feierte am 21. September 2022 sein 25-jähriges Jubiläum. Der bundesweite Präventionswettbewerb hat seit Programmstart rund 4,5 Millionen Schüler*innen dazu motiviert, „Nein“ zu Zigarette, Shisha und Co. zu sagen und diese Entscheidung belohnt. Anlässlich des Jubiläums fand am 21. September 2022 eine digitale Fachkonferenz statt, um Chancen, Erfolge und Herausforderungen schulischer Suchtprävention zu diskutieren. An der Tagung nahmen rund 100 Fachkräfte der Prävention und Gesundheitsförderung teil. Auf dem Programm standen Vorträge und Workshops zu schulischer Prävention, Herausforderungen durch Krisen, neue Nikotinprodukte, Perspektiven für die Präventionsarbeit und die Vision einer rauchfreien Gesellschaft. Quelle und weitere Informationen https://www.bzga.de/presse/pressemitteilungen/2022-09-21-be-smart-dont-start-programm-zur-foerderung-des-nichtrauchens-feiert-25-jaehriges-jubil/

Rauchverhalten und Passivrauchbelastung Erwachsener

Vor kurzem wurden vom Robert-Koch-Institut die Ergebnisse der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS) zum Rauchverhalten und der Passivrauchbelastung von Erwachsenen in Deutschland vorgestellt. Die Analysestichprobe umfasst 22.708 Personen ab 18 Jahren. Die Ergebnisse der Erhebung, die vor der Corona-Pandemie durchgeführt wurde zeigen, dass 24,0 % der Frauen und 33,9 % der Männer ab 18 Jahren zumindest gelegentlich rauchen. Bei beiden Geschlechtern rauchen Erwachsene ab 65 Jahren deutlich seltener als Erwachsene in den jüngeren Altersgruppen. 4,1 % der Erwachsenen, die selbst nicht rauchen, sind täglich Passivrauchbelastung in geschlossenen Räumen ausgesetzt. Das betrifft besonders junge Erwachsene und Männer. Im Tabakkonsum und in der Passivrauchbelastung bestehen Bildungsunterschiede zuungunsten von Erwachsenen aus unteren Bildungsgruppen. Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Focus/JHealthMonit_2022_03_Rauchen_Passivrauch_GEDA_2019_2020.html

ZEITUNG für Suchtprävention

Im August 2022 ist 56. Ausgabe unserer ZEITUNG für Suchtprävention erschienen. In der Sommerausgabe beschäftigen wir uns mit den Themen Hart am Limit (HaLT), Essstörungen und Evaluation des Basiscurriculums Jugend und Sucht. Die ZEITUNG kann in unserem Shop heruntergeladen oder bestellt werden.

 

Ausgewählte Fortbildungsangebote in Hamburg

Vielfalt in der Suchtprävention und –hilfe - Eine Einführung in diversitäts- und kultursensible Ansätze am 20. Oktober Mehr Informationen und Anmeldung

Kinder mit alkoholbelasteten Eltern stärken - Situation alkoholbelasteter Familien - Handlungs- und Anpassungsstrategien am 2. und 3. November Mehr Informationen und Anmeldung

Essstörungen im Jugendalter - Prävention und Intervention im Kontext Schule am 10. November Mehr Informationen und Anmeldung

Grundlagen der Suchtprävention I – Basis-Webseminar am 10. November Mehr Informationen und Anmeldung

Technologiebasierte Alkoholprävention - Ansätze, Wirksamkeit und Beispiele am 15. November Mehr Informationen und Anmeldung

Trauma und Sucht - Bedeutung für Kinder alkoholabhängiger Eltern am 1. Dezember Mehr Informationen und Anmeldung

Grundlagen der Suchtprävention II – Aufbau-Webseminar am 27. Januar 2023 Mehr Informationen und Anmeldung

Termine

18. Wissenschaftliches Gespräch der DG-Sucht "Lost in Transition - Versorgungslücken und deren Auswirkungen für Abhängigkeitserkrankte in Deutschland" vom 4. bis 6. Oktober in Bielefeld Mehr Informationen

61. DHS- Fachkonferenz „Die Sucht- und Drogenpolitik der Gegenwart und Zukunft“ vom 26. bis 28. Oktober in Essen Mehr Informationen

31. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin e.V. „2022 Suchtmittel auf Rezept: Zwischen Entzug und Verordnung“ vom 4. bis 6. November online Mehr Informationen

Bundesweiter Aktionstag Suchtberatung 2022 „Wir sind für alle da … noch“ am 10. November Mehr Informationen

Jahrestagung von SUCHT.HAMBURG „ENTER. CONTROL. EXIT. Internetbezogene Störungen in der Diskussion“ am 16. November in Hamburg Mehr Informationen

Gremien von SUCHT.HAMBURG

AK Vielfalt 6. Oktober 2022

AK Sucht.Jugend 26. Oktober 2022

FASD-Netzwerktreffen 23. November 2022

AK Kinder von suchtbelasteten Eltern 28. November 2022

AK Enter 8. Dezember 2022

Die Termine unserer Gremien finden Sie stets aktuell auch unter www.sucht-hamburg.de/information/termine

Kontakt

SUCHT.HAMBURG
Information.Prävention.
Hilfe.Netzwerk.

Repsoldstr. 4
20097 Hamburg
Fon: 040 284 99 18-0
service@sucht-hamburg.de
www.sucht-hamburg.de

Ansprechpartnerin

Christiane Lieb
(Geschäftsführerin)