Mittelpunkt - Newsletterausgabe März 2020

Liebe*r Leser*in,

seit unserem letzten Newsletter hat sich innerhalb kürzester Zeit fast alles verändert. Die Welt steht einerseits still und andererseits wird an zahlreichen Stellschrauben gedreht, um alles Wichtige am Laufen zu halten. Das Wichtigste ist aktuell die Versorgung von kranken und hilfebedürftigen Menschen und daran haben auch die Kolleg*innen, die in der Suchthilfe tätig sind einen großen Anteil. Unser Dankeschön geht an Euch, die ihr weiterhin eure Klient*innen betreut, sie unterstützt und versorgt, persönlich, telefonisch oder digital!

In eigener Sache: Leider mussten auch wir eine Vielzahl von Veranstaltungen absagen und einige Angebote vorrübergehend einstellen. Wir sind weiter für Sie da und Sie erreichen uns wie gewohnt telefonisch oder per E-Mail.

Bleiben Sie gesund!

PS: In unserem aktuellen Newsletter finden sie wie üblich Informationen zu aktuellen Entwicklungen in der Suchthilfe und Suchtprävention in Hamburg und darüber hinaus.

Herzliche Grüße

Christiane Lieb

Geschäftsführerin SUCHT.HAMBURG

Informationen zum Coronavirus für Fachkräfte in der Suchthilfe

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) stellt auf ihrer Webseite ab sofort wichtige Informationen zum Coronavirus für alle Fachkräfte in der Suchthilfe zur Verfügung. Unter dem direkten Link https://www.dhs.de/start/startmeldung-single/article/informationen-fuer-fachkraefte-in-der-suchthilfe.html finden sich derzeit:

  • Gemeinsame Presseerklärung von Fachgesellschaften und Verbänden der Suchtkrankenbehandlung
  • Schreiben der DG Suchtmedizin an die Kassenärztliche Vereinigung
  • Anschreiben der Drogenbeauftragten an substituierende Ärzte
  • Stellungnahme der Suchtfachverbände „Therapie von Abhängigkeitserkrankten muss dringend fortgeführt werden“
  • Sars-CoV/Covid-19 Pandemie und Substitutionstherapie - Hinweise für substituierende Ärzte DGS
  • „Hilferuf der ambulanten Drogen-Aids- und Suchthilfe. COVID 19 - Schnelle Hilfen für Drogengebrauchende und Obdachlose!“ Akzept e.V., Deutsche Aidshilfe und jes-Bundesverband
  • Schreiben der DHS an die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Daniela Ludwig zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie (COVID-19) auf die ambulante medizinische Rehabilitation Abhängigkeitskranker sowie die (Reha-)Nachsorge
  • Stellungnahme des fdr+ „Notwendigkeit für Vereine, Verbände, Zielgruppen bzw. Institutionen und deren Arbeitsbereiche im Zusammenhang mit dem erhöhten Auftreten des Sars-CoV-2- Virus und den angeordneten Einschränkungen bzw. veränderten (Arbeits-) Bedingungen“
  • Informationen zur Opioid-Substitution und Sars-CoV2/Covid-19 – Hinweise für substituierende Ärzte
  • Hinweise der Konferenz der Vorsitzenden von Qualitätssicherungskomissionen der Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland
  • und viele weitere.

Die Informationen zum Coronavirus für Fachkräfte in der Suchthilfe werden von der DHS fortlaufend aktualisiert. Vielen Dank an die DHS für diesen Service!

Der neue Glücksspielstaatsvertrag – ein dunkler Schatten

Zum 1. Juli 2021 soll der neue Glücksspielstaatsvertrag in Kraft treten, seit vielen Wochen wirft er für die Suchthilfe und Suchtprävention bereits seinen dunklen Schatten voraus. In dem Vertragswerk ist eine umfangreiche Neuregulierung des Glückspielwesens in Deutschland vorgesehen, aus dem „GlüÄndStV“ wird der „GlüNeuRStV“.

Über viele Monate hinweg haben die Bundesländer über die Inhalte des neuen Vertrags diskutiert, vor kurzem haben die Ministerpräsident*innen der Bundesländer in Berlin dem Vertragsentwurf im Großen und Ganzen ohne Änderungen zugestimmt. Danach müssen nun die Landesparlamente zustimmen. Sollte dies in den kommenden Monaten geschehen, wird sich zum Leidwesen der Spieler*innen und der Suchthilfe und Suchtprävention einiges im deutschen Glücksspielwesen ändern. Die vorgesehenen Änderungen können Sie hier in der Februarausgabe unserer Glücksspielnews unter www.automatisch-verloren.de nachlesen.  

Der Fachverband gegen Glücksspielsucht e.V. (fags) hat, wie auch zahlreiche weitere Verbände und Suchtforschungsinstitute, in einer Stellungnahme eine Vielzahl von Kritikpunkten am GlüNeuRStV vorgebracht, die wir im Folgenden kurz skizzieren:

Der fags kritisiert in seiner Stellungnahme (Stellungnahme zum Staatsvertrag zur Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland Entwurf vom 17./18.01.2020, S. 1) die Gleichrangigkeit der Ziele des Staatsvertrags. So sollte der Schutz der Bevölkerung in Form von Verhinderung der Entstehung von Glücksspielsucht und daraus resultierender Schäden gegenüber den anderen Zielen klar höher gewichtet und als vorrangiges Ziel der Glücksspielgesetzgebung angesehen werden (ebd.). Alle weiteren Ziele des Staatsvertrages sollten diesen Zielen nachgeordnet werden (ebd., S. 2).

Die im GlüNeuRStV formulierten Regelungen zur Werbung sollten nach Auffassung des fags nicht liberaler gehandhabt werden, als Werbung für andere „gefährliche Güter“ wie z.B. Tabak (vgl. ebd.). Der fags fordert daher ein umfassendes Werbeverbot für riskante Formen des Glücksspiels (Spielautomaten, Sportwetten, Casinospiele, Poker jeweils online und terrestrisch), um den mit der weitgehenden Liberalisierung von Online-Glücksspielen verbundenen Risiken begegnen zu können (vgl. ebd.).

Das geplante Limitierungssystem für den Bereich des Online-Glücksspiels wird grundsätzlich begrüßt. Aus Sicht des fags ist es für eine suchtpräventive Wirkung jedoch zwingend, zumindest auch den mit hohem Suchtpotential einhergehenden Bereich der Spielhallen mit einzuschließen. Das im GlüNeuRStV vorgesehene Einsatzlimit von 1.000 € könne einfach umgangen werden „[…], wenn Spieler*innen nach Erreichen der Limitierung – etwa beim Spiel mit sog. „virtuellen Automatenspielen“ – leicht auf die nächste örtliche Spielhalle ausweichen können“ (ebd., S. 8).

Der fags regt vor diesem Hintergrund an, eine personengebundene Spielerkarte einzuführen. Diese ermöglicht die Implementierung eines anbieter- und spielformübergreifenden Limitierungssystems (vgl. ebd.).

Begrüßt wird die Einrichtung eines zentralen und spielformübergreifendem Sperrsystems. Kritikpunkte sind jedoch die Möglichkeit der Aufhebung der Sperre nach relativ kurzer Zeit durch einen Antrag. Die Mindestsperrdauer kann auf Antrag des Spielers auf mindesten drei Monate festgelegt werden (vgl. ebd., S. 12).

„Dieser kurze Zeitraum mag für Menschen mit leichterem Glücksspielproblemen, die eine Pause einlegen möchten, angemessen sein. Für Glücksspielsüchtige stellt diese gravierende Änderung keine Option dar. Auch aus ethischer Perspektive muss sichergestellt werden, dass Glücksspielsüchtigen, die immerhin zu den Hauptumsatzträgern von Glücksspielanbietern gehören, der Weg zu diesen Unternehmen nicht gerade zu geebnet wird“ (ebd.).

Bzgl. der Beendigung bzw. Aufhebung einer Sperre wird gefordert, dass die Aufhebung einer Selbst- oder Fremdsperre für Glücksspielsüchtige (zumindest vor Ablauf von fünf Jahren) erst dann möglich ist, wenn die gesperrte Person keine glücksspielbezogenen Probleme mehr zeigt und dies entsprechend belegen kann (vgl. ebd.).

Die Einrichtung einer gemeinsamen zentralen Glücksspielaufsichtsbehörde wird grundsätzlich befürwortet. Es ist davon auszugehen, dass die Behörde technisch und personell sehr gut ausgestattet sein wird. Damit die Behörde ihre Unabhängigkeit sicherstellen kann, sollen Compliance-Regeln und andere Instrumente sichergestellt werden. Im Weiteren regt der fags an, den GlüÄndStV zu verlängern, bis die gemeinsame Aufsicht aufgebaut ist. „Erst dann sollte der Markt für Internetglücksspiel geöffnet werden“ (ebd., S. 17).“

Wir bleiben dran an dem Thema und informieren Sie.

Bundesweite Tagung „Qualität in der Suchtprävention“ verschoben

Zum Schutz der Gesundheit von uns allen haben wir uns angesichts der aktuellen Lage im Kontext der SarsCov2-Pandemie gemeinsam mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung dazu entschlossen, die bundesweite Einladungstagung "Qualität in der Suchtprävention", die am 14. und 15. Mai in Lübeck stattfinden sollte, ins nächste Jahr zu verschieben. Es ist nun geplant, die Tagung voraussichtlich am 20. und 21. Mai 2021 in Lübeck mit einem ähnlichen Programm durchzuführen.

Sobald eine verlässliche Planung der Tagung möglich ist, informieren wir über die nächsten Schritte.

Weitere Neuigkeiten und Materialien
Dauerzoff wegen Mediennutzung? Neuer Internetclip für Eltern

Damit Medien nicht zum Dauerstreitthema werden, wurde gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse (TK) Hamburg ein neuer Videoclip entwickelt, der Eltern anregen soll, sich frühzeitig Unterstützung zu holen, wenn das Nutzungsverhalten des Kindes aus dem Ruder läuft. Das Video soll weiterhin auf das Beratungsangebot Time to Balance unter www.webfehler-hamburg.de aufmerksam machen, wo es mittels eines Selbsttests eine Einschätzung des Nutzungsverhaltens gibt, Eltern im Chat Fragen stellen und sich austauschen können und praktische Tipps für die Medienerziehung erhalten.

Jahresbericht von SUCHT.HAMBURG 2019

Druckfrisch ist der Jahresbericht 2019 von SUCHT.HAMBURG erschienen. Er gibt einen Überblick über die Arbeit in unseren Projekten, zu Fort- und Weiterbildungsangeboten sowie über unsere Netzwerk- und Koordinierungstätigkeiten. Der Jahresbericht kann hier heruntergeladen oder bestellt werden.

Übersichten zur muttersprachigen Beratung im Suchthilfesystem

Neu aktualisiert sind liegen die Informationen für Fachkräfte des Suchtkrankenhilfesystems in Hamburg über die „Angebote in Fremd- und Muttersprachen der Suchtprävention und Suchthilfe Hamburg“ sowie über die „Muttersprachige Selbsthilfegruppen in Hamburg“ vor. Diese Informationen richten sich vor allem an Fachpersonen (Suchtberater*innen, Sozialarbeiter*innen usw.) für die direkte und schnelle Vernetzung und Kooperation im Einzelfall. Hierfür bietet das Hamburger Suchthilfesystem eine Vielfalt an (Mutter-) Sprachen und die deutsche Gebärdensprache an. Die Informationen können unter https://www.sucht-hamburg.de/information/publikationen heruntergeladen werden.

ZEITUNG für Suchtprävention

Im Januar ist die 51. Ausgabe unserer ZEITUNG für Suchtprävention erschienen. Themen sind Rauchen und Dampfen, Herausforderungen für die Suchtprävention und 40 Jahre Suchtselbsthilfe. Die ZEITUNG kann in unserem Shop unter www.sucht-hamburg.de heruntergeladen oder bestellt werden.

Mehr als ein Jahrzehnt kultursensible Aufklärung über das Suchthilfesystem in Hamburg

Mit dem Projekt HERKUNFT-ANKUNFT-ZUKUNFT vermittelt SUCHT.HAMBURG Informationen rund   um   das   Thema   Sucht für   und   mit   Migrant*innen. Im   Mittelpunkt   steht   die Enttabuisierung von Sucht in verschiedenen Communities.

Unterstützt wird SUCHT.HAMBURG dabei von geschulten Schlüsselpersonen aus den jeweiligen Communities, die ihr Wissen ehrenamtlich in Muttersprache einbringen. Vor kurzem haben zehn weitere sogenannte Keypersons die insgesamt bereits 6. Schulung zur interkulturellen Schlüsselperson abgeschlossen und ergänzen nun das Team der dreizehn bereits seit längerem aktiven Keypersons. Hamburgweit sind so Informationsveranstaltungen oder Inputs in Elterncafés, Kulturvereinen, Jugendclubs oder Wohnzimmergesprächen zum Thema Sucht abrufbar, die in Arabisch, Dari, Englisch, Farsi, Italienisch, Kurdisch, Paschto, Polnisch, Portugiesisch, Romanes, Spanisch, Tschechisch, Türkisch und jetzt neu in Tigrinja und stattfinden können. Diese Vielfalt ist einmalig in Deutschland.

Mehr Drogentote im Jahr 2019

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist auf den höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren gestiegen. Im vergangenen Jahr verstarben 1.398 Menschen direkt oder indirekt durch den Gebrauch illegaler Drogen, 122 Menschen (9,6%) mehr als im Jahr 2018. Häufigste Ursache waren Überdosierungen von Opioiden wie Heroin und Morphin. Todesfälle durch Kokain, Amphetamine und synthetische Drogen haben in den letzten fünf Jahren von 143 auf 268 zugenommen und sich somit fast verdoppelt.

Die Bundesdrogenbeauftrage fordert in diesem Zusammenhang eine noch flächendeckendere Substitutionsversorgung, die auch in der aktuellen Coronakrise nicht auf der Strecke bleiben dürfe. Im Weiteren setzt sich Frau Ludwig für einen flächendeckenden Einsatz von Naloxon als Nasenspray ein. Naloxon kann die Wirkungen einer Überdosierung von Opiaten für einige Zeit aufheben und somit Leben retten. In einem Modellprojekt wird aktuell erprobt, wie Naloxon besser in Praxis angewendet werden kann.

Ausgewählte Fortbildungsangebote in Hamburg

Aufgrund des aktuell bestehenden Veranstaltungsverbots bis 30. April 2020 führen wir im folgenden geplante Fortbildungen ab Mai 2020 auf.

KlarSicht-Mitmachparcours Koffervariante - Suchtprävention zu den Themen Tabak und Alkohol an Mitmach-Stationen am 8. und 9. Mai Informationen und Anmeldung

Suchtgefährdung bei Jugendlichen - Epidemiologie, Risikofaktoren, Erklärungsmodelle am 12. Mai Informationen und Anmeldung

Grundlagen der Suchtprävention II Aufbauseminar am 12. Juni Informationen und Anmeldung

Badesalze, Kräutermischungen, Amphetamine, Ko-Tropfen und Co. Am 18. Juni Informationen und Anmeldung

Termine

Unter Vorbehalt

Suchttherapietage „Veränderte Gesellschaft, veränderte Sucht: Therapie und Prävention wie gehabt?“ vom 02. bis 05. Juni 2020 in Hamburg Mehr Informationen

Lina Jahrestreffen am 24. Juni in Hamburg Mehr Informationen

Save the Date: Deutscher Suchtkongress 2020 14. bis 16. September in Berlin Mehr Informationen

Save the Date: 13. Internationaler akzept Kongress „Barrieren in der Gesundheitsversorgung Drogenabhängiger überwinden“ am 24. und 25. September in Nürnberg Mehr Informationen

Save the Date: 59. DHS Fachkonferenz SUCHT "Suchthilfe: kommunal denken - gemeinsam handeln" vom  9. bis 11. November 2020 in Potsdam Mehr Informationen

Save the Date: Jahrestagung von SUCHT.HAMBURG am 18. November 2020

Gremien von SUCHT.HAMBURG

Aufgrund des aktuell bestehenden Veranstaltungsverbots bis 30. April 2020 führen wir im folgenden geplante Arbeitskreise und Gremien ab Mai 2020 auf.

AK Vielfalt 7. Mai 2020

AK Sucht.Jugend 3. Juni 2020

AK Kinder von suchtbelasteten Eltern 8. Juni 2020

Die Termine unserer Gremien finden Sie stets aktuell unter www.sucht-hamburg.de/information/termine

Kontakt

SUCHT.HAMBURG
Information.Prävention.
Hilfe.Netzwerk.

Repsoldstr. 4
20097 Hamburg
Fon: 040 284 99 18-0
service@sucht-hamburg.de
www.sucht-hamburg.de

Ansprechpartnerin

Christiane Lieb
(Geschäftsführerin)