Liebe*r Leser*in,
schon wieder ist ein arbeitsreiches Jahr vorüber und einige von Ihnen fragen sich möglicherweise, wo die Zeit geblieben ist, schreiben noch letzte wichtige Berichte oder bereiten anstehende Aufgaben des Jahres 2024 vor.
Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie so bald wie möglich die notwendige Zeit finden innezuhalten, das abgelaufene Jahr 2023 Revue passieren zu lassen und die hoffentlich freien Tage so verbringen können, wie Sie es sich wünschen.
In der vorliegenden Newsletterausgabe erwartet Sie ein Bericht über unsere Jahrestagung ESSSTÖRUNG.SUCHT.HILFE, ein Aufruf zur Beteiligung an der Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Lebensgemeinschaften im Februar, eine Übersicht über neueste Veröffentlichungen sowie zahlreiche Veranstaltungs- und Fortbildungshinweise für das Jahr 2024.
Ich danke Ihnen für die erfolgreiche, vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit im Jahr 2023 und freue mich, diese auch im nächsten Jahr fortsetzen zu können.
Christiane Lieb
Geschäftsführerin SUCHT.HAMBURG
Staatsrat Tim Angerer eröffnete die von SUCHT.HAMBURG am 22. November 2023 veranstaltete Fachtagung „ESSSTÖRUNG.SUCHT.HILFE. – Essstörungen und Substanzgebrauchsstörungen im Spannungsfeld der Hilfesysteme“, an der über 100 Fachkräfte und Expert*innen teilnahmen.
Anlass der Tagung waren nicht zuletzt Berichte über eine Zunahme von Essstörungen seit der Corona-Pandemie. Gemäß Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erkranken von Mädchen und Frauen im Laufe ihres Lebens durchschnittlich etwa 2,8 % an einer Binge-Eating-Störung, 1,9 % an Bulimie und 1,4 % an Magersucht. Jungen und Männer sind seltener betroffen: 1 % erkrankt an einer Binge-Eating-Störung, 0,6% an Bulimie und 0,2 % an Magersucht.
Was genau sind eigentlich Essstörungen? Welche Hilfe- und Beratungsmöglichkeiten gibt es in Hamburg? Was kann man tun, wenn die Betroffenen sowohl eine Substanzgebrauchsstörung als auch eine Essstörung aufweisen? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt unserer diesjährigen Tagung.
Die Tagung wurde mit einem Vortrag von Dr. med. Siobhan Loeper (Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie – Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) über die „Epidemiologie und Formen von Essstörungen“ eröffnet, in dem sie zu Beginn die Zunahme der Verbreitung von Essstörungen während und nach der Corona-Pandemie hervorhob. Im Weiteren machte Dr. med. Loeper darauf aufmerksam, dass bei einer Auseinandersetzung mit Essstörungen vor allem im klinischen Kontext häufig über Magersucht bzw. Anorexia nervosa gesprochen wird. Dabei gilt es jedoch nicht aus dem Blick zu verlieren, dass die Verbreitung von Überessen und Binge-Eating und das damit in Verbindung stehende Übergewicht und Adipositas sehr viel häufiger sind und in den letzten Jahren stark zugenommen haben.
Dr. Sylvia Beisel (salus klinik Lindow) ging im anschließenden Vortrag auf den Zusammenhang von stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen und Essstörungen ein. Aufgrund der Tatsache, dass mindestens jede fünfte Person, die eine Essstörung hat, gleichzeitig auch eine Substanzgebrauchsstörung aufweist, machte sie auf sehr eindrückliche Weise deutlich, dass eine Gesundung der Betroffenen am besten möglich ist, wenn beide Erkrankungen gemeinsam behandelt und therapiert werden. Eine solche integrierte und aufeinander abgestimmte Behandlung der beiden Störungsbilder sollte zukünftig unbedingt zum Behandlungsstandard werden.
Im Anschluss an die Impulsvorträge gab die Jahrestagung Raum für die Teilnehmenden sich auszutauschen und zu vernetzen. Im Fokus standen die vielfältigen Beratungs- und Unterstützungsangebote in Hamburg. An sechs Thementischen stellten Mitarbeitende von Kajal/Frauenperspektiven e.V., des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI), sMUTje/Therapiehilfe gGmbH, Waage e.V. und eine Ernährungsberater*in ihre Angebote vor und diskutierten sehr eifrig mit den Teilnehmenden.
Der Nachmittag bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihr Wissen in fünf themenspezifischen Workshops zu vertiefen. Unter anderem ging es dabei um Essstörungen und Geschlechtsidentität, Gewichtszunahme und Männlichkeitsbilder, den Einfluss von Sozialen Medien auf Essstörungen bei Mädchen* und jungen Frauen*, Möglichkeiten und Grenzen der elterlichen Einflussnahme bei Essstörungen sowie Handlungssicherheit im Umgang mit Essstörungen gewinnen. Die Dokumentation der Workshops finden Sie hier.
Die Vorträge können Sie auf unserer Webseite hier herunterladen oder auf unserem YouTube-Kanal ansehen.
Am 13. Dezember wurde der inzwischen 26. Jahresbericht mit den Basisdaten der ambulanten Suchthilfe (BADO) für das Jahr 2022 veröffentlicht.
Im Jahr 2022 wurden in den Hamburger Suchthilfeeinrichtungen insgesamt 13.535 verschiedene Personen beraten und betreut. 11.976 Personen kamen mit einer eigenen Suchtproblematik, 1.559 Personen als Angehörige in die Suchtberatung. Damit ist erneut ein Rückgang der Klient*innenzahlen zu verzeichnen.
Rund 30% aller Klient*innen in Hamburg benötigen aufgrund einer Alkoholproblematik Hilfe und Unterstützung, etwa 23% konsumierten Opioide und etwa 19% Cannabis. 15% der Klient*innen weisen eine Kokainproblematik auf. Diese Gruppe ist im Vergleich zum Jahr 2021 leicht angestiegen. Die Kokainklient*innen sind im Durchschnitt 33,7 Jahre alt, Frauen sind bei Beratungsaufnahme durchschnittlich zwei Jahre jünger als Männer. Mehr als die Hälfte dieser Personen hat darüber hinaus Probleme im Umgang mit Alkohol und Cannabis. Interessant ist Beobachtung, dass ca. zwei Drittel der Kokainklient*innen hoch oder sehr hoch motiviert seien, ihren Konsum zu reduzieren, so der BADO e.V. Mit 62% ist auch eine hohe bzw. sehr hohe Abstinenzmotivation bei der überwiegenden Mehrheit der Klient*innen feststellbar.
Schwerpunktthema der diesjährigen BADO sind jüngere Hilfesuchende im Alter bis zu 27 Jahren. So kommt die BADO zu dem Ergebnis, dass die jüngeren Klient*innen zu 44% unter erheblichen bzw. extremen psychischen und seelischen Belastungen leiden und bei den etwas älteren Personen zwischen 25 und 27 Jahren sogar mehr als jede*r Zweite. Bezüglich der Hauptprobleme weist die jüngste Altersgruppe überwiegend ein Cannabismissbrauch bzw. -abhängigkeit auf, während bei den 25- bis 27-jährigen Hilfesuchenden Stimulanzien die häufigste Ursache für den Kontakt zur Suchthilfe sind. Quelle und alle ausführlichen Informationen: BADO e.V. 2023 https://bado.de/publikationen/2023/12/statusbericht-2022/ letzter Zugriff am 14.12.2023
Vom 18. bis 24. Februar 2024 findet die inzwischen 15. bundesweite Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien statt. In Deutschland wachsen fast 3 Mio. Kinder und Jugendliche mit einem suchtkranken Elternteil auf. Die häufigste Suchterkrankung stellt dabei die Alkoholabhängigkeit eines oder beider Elternteile dar. Jedes sechste Kind in Deutschland lebt zumindest zeitweilig in einer alkoholbelasteten Familie.
Ziel der Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien (COA-Aktionswoche) ist es, die Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und Medien auf die Kinder zu richten, die in Deutschland unter einem Suchtproblem ihrer Eltern leiden. Initiatoren der COA-Aktionswoche sind NACOA Deutschland und Such(t)- und Wendepunkt e.V. aus Hamburg. Auch wir (SUCHT.HAMBURG) sind in der COA-Aktionswoche wieder mit unterschiedlichen Aktionen aktiv.
Für Februar sind bislang die folgenden Aktivitäten geplant:
Ausführliche Informationen zu den oben genannten Veranstaltungen finden Sie auf unserem Fortbildungsportal unter www.suchtpraevention-fortbildung.de. Alle Informationen zur COA-Aktionswoche stehen unter www.coa-aktionswoche.de zur Verfügung.
Monitoringbericht zum Umgang mit Suchtmitteln von Jugendlichen und Erwachsenen in Hamburg 2023
Am 14. Dezember wurde der Monitoring-Bericht von SUCHT.HAMBURG zum Umgang mit Suchtmitteln von Jugendlichen und Erwachsenen in Hamburg 2023 veröffentlicht. Er enthält eine systematische, verständliche und übersichtliche Zusammenstellung der wichtigsten empirischen Daten zu den unterschiedlichen Aspekten des Umgangs mit legalen und illegalen Drogen in Hamburg. Erstmalig ist der Bericht auch in einer Kurzversion erschienen. Beide Publikationen können hier heruntergeladen werden.
REITOX Jahresbericht für Deutschland 2023
Frisch erschienen ist auch der REITOX-Jahresbericht für Deutschland 2023. Neben aktuellen Konsumprävalenzen von Erwachsenen in Deutschland, informiert der Reitox-Bericht über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Prävention, Beratung, Behandlung, Schadensminderung und Angebotsbekämpfung zur Verbreitung illegaler Drogen in Deutschland. Im Fokus steht in diesem Jahr die geplante regulierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene. Der Gesetzesentwurf wird zusammenfassend dargestellt, Gesundheitsschutz sowie der Schutz von Kindern und Jugendlichen sind zentrale Bestandteile.
Der Bericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) erscheint jährlich und fasst als Teil des Europäischen Drogenbeobachtungssystems die Situation illegaler Drogen in Deutschland zusammen. Den vollständigen Bericht finden Sie unter www.dbdd.de.
Der 10. Alternative Drogen- und Suchtbericht 2023
Ende November ist der inzwischen 10. Alternative Drogen- und Suchtbericht 2023 mit den Schwerpunkten Cannabis und Harm Reduction erschienen. Im Bericht stellen anerkannte Expert*innen in kurzen Beiträgen aktuelle Herausforderungen in Bezug auf Cannabis dar und es werden Möglichkeiten aber auch Versäumnisse in Bezug auf die Steuerung und Regulation von psychoaktiven Substanzen erörtert. Quelle und weitere Informationen unter https://alternativer-drogenbericht.de/wp-content/uploads/2023/11/ADSB10in2023.pdf letzter Zugriff 14.12.2023
Tabaklobby-Index 2023
Mangelhafte Regulierung ist auch das zentrale Thema des Berichts Tabaklobby-Index 2023 des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Das DKFZ macht deutlich, dass Deutschlands Maßnahmen gegen den Einfluss der Tabakindustrie auf gesundheitspolitische Entscheidungen unzureichend sind. Deutschlands Werte haben sich im Vergleich zu den Vorjahren noch weiter verschlechtert und entscheidende Bereiche wie Tabakbesteuerung, Werbung, Verkaufsförderung und Sponsoring sowie Verfügbarkeit der Tabakprodukte seien nach wie vor unzureichend reguliert, so das DKFZ weiter. Quelle und Download des Berichts
Glücksspielatlas Deutschland 2023: Zahlen, Daten, Fakten veröffentlicht
Der im Oktober 2023 erschienene Glücksspielatlas bringt es auf den Punkt: Die Glücksspielindustrie – hierzulande und an vielen anderen Orten der Welt – ist mächtig und erzielt hohe Umsätze. So beliefen sich die Spieleinsätze im Jahr 2021 allein in Deutschland auf ganze 44,1 Milliarden Euro. Besonders erfolgreich und mit wachsendem Marktanteil ist das Segment „Sportwetten“. Diese und viele weitere interessante Zahlen, Daten und Fakten enthält die neue Publikation, die in Kooperation zwischen dem Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung Hamburg (ISD), der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. Hamm (DHS) und der Arbeitseinheit Glücksspielforschung an der Universität Bremen herausgegeben wird. Weitere Information und Download des Berichts
Ausgewählte Fortbildungsangebote in Hamburg
Suchtgefährdung bei Jugendlichen – Epidemiologie, Risikofaktoren, Erklärungsmodelle am 16. Januar Mehr Informationen und Anmeldung
Essenslust und Körperfrust. Lernarrangement zur Prävention von Essstörungen für die Jahrgangsstufe 7 bis 9 am 23. Januar Mehr Informationen und Anmeldung
Grundlagen der Suchtprävention II – Aufbauseminar am 24. Januar Mehr Informationen und Anmeldung
Digitale Suchtberatung lebendig gestalten Methoden für die videogestützte Beratung am 15. Februar Mehr Informationen und Anmeldung
Liebe und Hass – Ein Film über Jugendliche, deren Eltern alkoholabhängig sind am 20. Februar Mehr Informationen und Anmeldung
Essstörungen bei jugendlichen Mädchen – Eine Fortbildung mit Fallarbeit am 14. März Mehr Informationen und Anmeldung
Viele weitere aktuelle Fortbildungsangebote in Hamburg finden Sie auf unserer Fortbildungswiese
Termine
15. bundesweite Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien vom 18. bis 24. Februar 2024 Mehr Informationen
Kongress Armut und Gesundheit „Sozial gerecht: Gesundheit – Umwelt – Klima“ am 5. und 6. März 2024 an der Freien Universität und am 12. März 2024 digital Mehr Informationen
108. Wissenschaftliche Jahrestagung „Teilhabe statt Ausgrenzung gemeinsam gestalten“ des Bundesverbands Suchthilfe e. V. am 20. und 21. März 2024 in Berlin Mehr Informationen
Save the Date: Fachtag des SPZ „Body, Beauty, Challenge! Wie beeinflussen Social Media und Gewichtsdiskriminierung Körperbilder und Schönheitsideale von Kindern und Jugendlichen?“ am 16. April 2024 Mehr Informationen
28. Suchttherapietage in Hamburg „Sucht – Selbsthilfe, Fremdhilfe, Hilfe mit System“ vom 21. bis 24. Mai 2024 Mehr Informationen
Save the Date: 9. Aktionswoche Alkohol vom 8. bis 16. Juni 2024 Mehr Informationen
Gremien von SUCHT.HAMBURG
AK Vielfalt 1. Februar
AK Kinder von suchtbelasteten Eltern 5. Februar
AK Sucht.Jugend 14. Februar
FASD-Netzwerktreffen 3. April
Die Termine unserer Gremien finden Sie stets aktuell auch unter www.sucht-hamburg.de/information/termine
SUCHT.HAMBURG
Information.Prävention.
Repsoldstr. 4
20097 Hamburg
Fon: 040 284 99 18-0
service@sucht-hamburg.de
www.sucht-hamburg.de
Ansprechpartnerin
Christiane Lieb
(Geschäftsführerin)
Information.Prävention.Hilfe.Netzwerk.
Repsoldstr. 4
20097 Hamburg
Fon: 040 284 99 18-0
service@sucht-hamburg.de
www.sucht-hamburg.de
Montag 10.00 – 16.00 Uhr
Dienstag 10.00 – 16.00 Uhr
Mittwoch 10.00 – 16.00 Uhr
Donnerstag 10.00 – 16.00 Uhr
Freitag nach Vereinbarung